Freitag, 15. Januar 2010

Siebenundzwanzigster Tag: (Zu) Entspannt in Santiago

Montag, unser letzter Tag, beginnt mit Wäsche und der Rückgabe des lieb gewonnenen Pick-ups. Unserer Else sei Dank erreiche ich auch am letzten Tag Unfall- und verfransungsfrei die Mietwagenstation. Und jetzt? Aus der Idee, am letzten Tag noch etwas Kultur zu tanken wird nichts: Auch in Chile sind die Museen Montags geschlossen.

Hübsche Häuschen in der José Arrieta

Also laufen wir los Richtung Innenstadt, zum Cerro Santa Lucia, dem Hügel, wo Santiago 1541 von 150 Conquistadores gegründet wurde. Vorher müssen wir uns noch mit Namen anmelden. Als wir oben sind, verabschiedet sich der Akku unserer Kamera endgültig. Schade! Den Wächter mit dem Abmeldeordner umgehen wir am Ausgang, vermutlich sucht man heute noch immer nach uns.
Wir genießen die Aussicht und all die schrägen Ausblicke am Wegesrand: die Skater, die Autos in der Werkstatt, Bauarbeiter, die sich am Gerüst anseilen, 100-jährige Feuerwehr"autos" in einer historischen Wache. Hinter dem Hügel beginnt das Herz der Stadt rund um die Plaza de Armas. Wir suchen eine Platz zum Mittagessen: Im ersten Restaurant (kubanisch) schickt man uns wieder weg: das Essen ist ausverkauft. Kubanische Verhältnisse also auch hier). Wir landen beim Italiener.

Anmeldeprozedur am Cerro Santa Lucia

Weiter geht´s zur Moneda. Wir streiten, ob es sich um Parlament oder Präsidentenpalast handelt (es ist der Präsidentenpalast). Spannender als die offiziösen Statuen überall sind Peoplewatching und die letzten Überreste des 19./beginnden 20. Jahrhunderts: die Art-Deco-Bankgebäude, die altertümlichen Passagen mit Geschäften, die ihre Auslage und Verkäufer in 50 Jahren nicht verändert haben. Der Rest erinnert an die Kölner Schildergasse, nur dass die Ladenketten hier anders heissen. Trotzdem ist Santiago eine angenehme Stadt: Überall Parks und baumbestandene Straßen, Straßencafés und Fußgängerzone in der City: das hätte ich so nicht gedacht.

Als Carl und Luis müde gelaufen sind ist es 18 Uhr, Zeit, ins Hotel zurück zu fahren. Auf dem Rückweg springe ich nochmal beim Artesania-Markt rein, um die Souvenirs zu shoppen und die restlichen Pesos auf den Kopf zu hauen. Ohne dass ich es merke, sind sie aber weg, als ich die ersten Einkäufe bezahlen will. Da war ich wohl zu entspannt. Zum Abendessen gibt's japanisch: Sushi für die Großen, wieder Pollo katsu für die Kurzen. Der Globalisierung sei Dank...

Donnerstag, 14. Januar 2010

Sechundzwanzigster Tag: Sushi in Santiago

Nach dem Frühstück verpackten wir wieder unsere Siebensachen, verabschiedeten uns herzlich von den Lohmars, unseren Wirten aus dem Rincon und machten uns wieder auf den Weg nach Santiago. Die inzwischen bekannten Landschaften zogen vorbei, der Räuber Hotzenplotz schimpfte vom MP3-Player und die Zeit verflog mit den Kilometern.
Vor Curicó verließen wir die Panamericana auf der Suche nach einer Gelegenheit zum Mittagessen. Der Reiseführer hatte das Restaurant empfohlen, das zur Viña Miguel Torres gehörte und Else leitete uns dorthin. Das Gelände war sehr aufgeräumt, doch die Preise vornehm. Hätten wir mehr Zeit gehabt, ich wäre einer Führung nicht abgeneigt gewesen.

Müde vor der Viña

So ging es mit zwei müden Kindern weiter nach Curicó selber. Doch alle Lokale waren verschlossen und erst an der Panamericana fanden wir eine Gaststätte. Hierhin hatten sich offenbar auch alle Hungrigen der Stadt geflüchtet.

Schließlich erreichten wir Santiago und Else franste uns zuverlässig durch den Verkehr zurück zum Patio Suizo, wo wir wieder herzlich begrüßt wurden. Eigentlich wollten wir beim Ecuadorianer Abend essen, doch der hatte geschlossen -- wie die meisten Lokale in der Nachbarschaft. Nach einigem Suchen fanden wir uns in der Sushi-Bar "Bushido" ein, gegen die ursprünglichen Proteste der Kinder und doch zur Zufriedenheit Aller – die Kinder vertilgten ihr "Katsu Pollo" restlos.

Fünfundzwanzigster Tag: Wochenend und Wasserfall

Eigentlich sollte es heute ein ruhiger Tag in der Unterkunft werden, doch bereits am Frühstückstisch beschlossen wir auf Rat unserer Wirte, für einen Tag am Swimmingpool vom Campingplatz "Don Ambrosio" eines Schweizers beim Salto el Laja aufzusuchen.

Gleich rappen sie los

Den Campingplatz fanden wir zwar zunächst nicht, dafür aber einen Parkplatz vor den Gaststätten beim Wasserfall. Von der Brücke kann man ihn bereits sehr gut sehen – und den Rummel der chilenischen Wochenendausflügler. Wir gingen an Buden mit Artesania-Tinnef vorbei und zum Fuß des Wasserfalls; hier sprühte die Gischt über das Menschengedränge und nach einigen Fotos rutschten und kletterten wir den Weg zurück.

Im Gischtnebel des Salto el Laja

An weiteren Ständen mit noch mehr Souvenirs, Nüssen, Marshmallows und Charqui (getrockneten Pferdefleischflocken) ging es dann hinauf und zu einem Campingplatz am Fluss. Hier lagerten die einheimischen Ausflügler zu Dutzenden um niedrige gemauerte Grills auf denen das Fleisch bruzelte, während ihre Kinder – landesüblich in voller Montur – im Wasser oberhalb des Wasserfalls spielten.

Getrocknete Pferdefetzen, wie lecker

Luis und Carl blickten sehnsüchtig auf eine Quad-Bahn und als die Betreiber bestätigten, dass auch so kleine Jungs fahren durften, bekam jeder sechs Runden mit den Zweitaktern spendiert.

Schau mal her der heiße Hobel

Danach konnten die Kinder auch im Fluss planschen und erfrischt ging es wieder hinab und zu den Gaststätten. Carl wünschte zum Nachtisch Torte, von der er schon bald großzügig abgab: sie schmeckte erstaunlich gut.

Lecker Vanillecremetorte

Schließlich fanden wir dann doch den Campingplatz "Don Ambrosio" und lernten auch Herrn Dobeli, den Genfer Besitzer kennen, als wir ihm fast die Beete platt gefahren hatten. Luis und Carl freundeten am Pool mit einem chilenischen Jungen an und und spielten Synchronhüpfen, während ich die allgegenwärtigen Coliguachos erlegte.

Wilde Hüpfer

Nach einem echten Espresso – und nicht dem ewigen chilenischen Nescafé – kehrten wir erfrischt zur Unterkunft zurück.

Vierundzwanzigster Tag: McDoof gibts auch in Chile

Gleich nach dem Aufstehen packten wir unsere Sachen zusammen und verabschiedeten uns von von den Gampers, unseren Wirten aus Dos Rios. Gefrühstückt wurde im Café 2001 in Villarica: Eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen wir in Chile richtigen Kaffee und kein Nescafé vorgesetzt bekamen. Und der Himbeerkuchen!

Nun ging es wieder zurück nach Norden. Zum Mittagessen fuhren wir kurz vor unserem eigentlichen Ziel in Los Angeles zum Ortszentrum, um uns ein Centro de Llamadas, ein Internetcafé und ein Lokal zu suchen. Gefunden wurden aber nur Essgelegenheiten und die Kinder bestanden ausgerechnet auf McDoof – wegen der Caja Feliz mit Figuren vom Kinofilm "Avatar".

Dann folgten wir Elses Anweisungen, um zu unserer nächsten Unterkunft zu gelangen, "El Rincón" Nördlich von Los Angeles. Mein erster Eindruck: hier geht einem der Lesestoff nicht aus. Nach Bezug unserer Zimmer entdeckten die Kinder dann das wunderschöne Gelände und den Fluss, in den Carl prompt seine Avatar-Figur warf.

Dreiundzwanzigser Tag: Hexenwald und Schneider

Es sollte unser letzter Tag bei Villarica in Dos Rios sein und wir wollten es ruhig angehen. Ich durfte bis zum Nachmittag im Fluss angeln, während Luis und Carl mit Britta in den Hexenwald gingen, denen unsere Wirtin Frau Gamper ihnen angekündigt hatte.

Auf der Wiese unter den Cabañas

Die beiden erklärten den Hexenwald aber rasch zum Weltraumbahnhof und die Hexenhaare (Schlingpflanzen) auf die sie sich setzten zu Raumschiffen.

Hexenwald oder Weltraumbahnhof?

Als sie mich am Flussstrand abholen kamen, hatte ich wieder nichts gefangen; obwohl ich mich still genug verhielt, um die Pejerrey (Basilichthys Australis) nahe an mir am Boden des ruhigen Wassers vorbeiziehen zu sehen, fand ich einfach nicht die richtige Fliege.

Kinder glücklich, Papa fischlos

Luis blieb noch ein wenig bei mir und versuchte im Wasser zu baden, nachdem Britta mit Carl vor den allgegenwärtigen Coliguachos (Scaptia Lata), den chilenischen Elefanten-Blödbremsen geflüchtet war.

Zweiundzwanzigster Tag: Entspannung in den geometrischen Quellen

Wir hatten bereits am Vortag beschlossen, heute zu den Termas Geometricas am Vulkan Villarica zu fahren.

Blick von Dos Rios auf den Vulkan Villarica

Zuvor wurde jedoch in Villarica Halt gemacht, um Geld zu holen. Besonders interessant war ein kleiner Markt, an dem es lebende Küken zu kaufen gab. "Mama, wir kaufen uns so eins und nehmen es mit nach Hause, ja?"

Küken zu verkaufen

Wir fransten uns über die Landstraßen bis Conaripe am Lago Calafquén, um dort in einer Gaststätte am Seeufer Mittag zu essen. Die Kinder bekamen wieder ihr Bilz bzw. Pap und waren somit zufrieden. Am Strand hatten sich die Einheimischen eingefunden, einige trauten sich auch trotz des Windes ins Wasser.

Strand am Lago Calafquén

Dann ging es mit Ritter Rost-Wunschkonzert südlich des Vulkans ins Gebirge hoch, auf Piste an anderen Thermen und kristallklaren Bächen vorbei, bis wir unser Ziel gefunden hatten.

Eingang zu den <br />Termas Geometricas

Nach dem Umziehen probierten wir gleich das erste Becken: Wie angenehm, man wollte nur noch im Wasser bleiben. Wir rafften uns dennoch auf und folgten dem rot gestrichenen hölzernen Fußweg die Schlucht hinauf bis zu einem Wasserfall am Ende der Anlage.

Eiskalter Wasserfall

Fast jedes (nicht zu heiße) Becken wurde ausprobiert. Über dem Wasser schwebte ein dünner Nebel – und ein leichter Hauch von Vulkanpups.

Therme unter Grün

Ein derart entspannender Tag war es, dass wir alle ein wenig müde geworden waren. Beim Verlassen der Anlage bemerkten wir noch einen jungen Touristen, der im vordersten Becken eingeschlafen war.

Bad im heißen Vulkanwasser

Die Ermüdung der Kinder machte sich bemerkbar, als wir in Lican Ray angekommen waren: Sie waren unzufrieden und maulig und erst wieder glücklich, nachdem sie in einer Spielbude ein paar Pesos verballert und zum Abendessen Pizza bekommen hatten.

Daddelbude in Lican Ray

Der Ort ist ganz offensichtlich auf einheimische Urlauber eingerichtet; Spielbuden, Mote-Stände und Läden mit Artesania-Tinnef säumten die Straße entlang der Plaza de Armas und zum Strand. Dort vergnügten sich die Besucher mit Tretbootfahren und einige wagten sich auch ins Wasser.

Montag, 11. Januar 2010

Einundzwanzigster Tag: Nass von oben und unten

Schon hieß es wieder Abschied nehmen von Erika und Kurt, die sich zur Anden"überquerung" per Schiff entschlossen hatten. "Auf Wiedersehen zu Hause," wünschten wir uns gegenseitig, "Gute Reise und bleibt gesund!" Dann winkten wir den Großeltern nach, die die sich auf den Weg über Puerto Pirihueico nach Argentinien, dann nach Buenos Aires und schließlich zurück in die Heimat machten.

In den Vormittagsstunden auf der Farm lockte die Sonne, Carl und Luis vergnügten sich mit den Hunden und auf dem Trampolin. Jörg entschloss sich zur Bootstour mit einem Angel-Guide auf dem Tolten. Kaum hatten wir ihn nach dem Mittagessen im Restaurant "Treffpunkt" (mit angeblich typisch deutschem Essen - konnten wir aber nicht finden, bis wir sahen, dass mit "Pernil" offensichtlich ein Eisbein gemeint ist) am Startpunkt der Tour abgesetzt, zog sich der Himmel zu und es begann wie aus Kübeln zu schütten.



Mutter und Kinder machten sich derweil auf den Weg den Vulkan Villarica hinauf, der Weg so schlecht, dass ich den Gipfel unmittelbar vor uns vermutete. Immerhin genossen wir eine tolle Aussicht auf den See. Unser Ziel: die Cueva Volcanicas, von Lavaströmen geschaffene Höhlen. Während wir auf den Beginn der Führung warteten ging um uns herum ein Hagelsturm über Lavazungen und Jahrtausende alten Wald nieder.

Blick vom Vulkan Villarica auf den See

Nach erhellenden Einsichten in den Vulkanismus in Chile im Allgemeinen und die Aktivität des Villarrica im Besonderen (abnehmend seit Beginn des Jahrhunderts), stiegen wir in eine fünfhundert Meter lange Höhle hinab, deren Inneres wie mit flüssiger Schokolade überzogen schien. Aber verdammt feucht war es auch!



Als wir zurückkehrten, wartete Jörg bereits auf uns: er war auf der Bootstour über den Fluss Schneider geblieben und trotz Regenjacke völlig durchnässt worden. Zum Glück besaß unsere Cabaña einen Ofen, in dem wir abends ein wärmendes Feuer entfachten.